In den letzten Nächten wiederholte sich in meinen Träumen ein Thema: “Abstieg”. Mein Traum-Ich interpretierte den Begriff “Fortschritt” etwas eigenwillig.
Mal ging es eine Treppe hinunter, mal einen schmelzenden Gletscher. Meine erste Assoziation: Fausts Abstieg zu den Müttern-
Ich bin auch selbst Tochter und Mutter, sogar Großmutter-
Das Traumthema, das jetzt drei Mal erschien, verweist mich auf eine kollektive Dimension, insbesondere der letzte, in dem ich mit einer Gruppe einen tauenden Gletscher hinunter rutschte, und am Ende mit nassen Füßen da stand.
Für mich bedeutet: Kollektive Dimension- dass ich meine persönlichen Kränkungen und Eitelkeiten im Umgang mit meiner Familie versuche, beiseite zu lassen.
Wie handelt dagegen die archetypische Tochter oder Mutter?
Meinen Kindern habe ich Mundschutzmasken genäht- noch wollen sie sie nicht- aber eine Mutter ist fürsorglich vorausschauend- wenn die Fürsorge nicht benötigt wird, umso besser. Wenn doch, ist sie gerüstet.
Meiner Mutter lege ich Selbstfürsorge und Stärkung des Immunsystems nahe- versuche, die Kräfte in ihr, die schon schwere Zeiten überstanden haben, anzusprechen.
Auf einer unpersönlichen Ebene sind wir eins.
Von dieser Einheit der Frauen erzählen die griechischen Mythen:
Als Persephone im Hades verschwindet, nachdem die Unterwelt einen männlichen Herrscher erhalten hatte, ist ihr Mutter Demeter untröstlich und die Erde darbt.
Doch tritt eine Hoffnungsgestalt auf: Baubo- und mir ihren obszönen Witzen bringt sie Demeter zum Lachen.
Persephone dagegen handelt mit Hades aus, die Hälfte des Jahres über der Erde, und die andere darunter zu wohnen.
Demeter willigt ein, und die Menschheit muss sich mit dem Wechsel der Jahreszeiten zufrieden geben. Und aktuell mit dem Wechsel von wirtschaftlichem Profit und Verlust.
Demeter, Persephone sind eins, und Baubo lehrt uns den Umgang mit Unausweichlichem: Lachen, die eigene Natur nicht unterdrücken, den Kreislauf für sich selbst nutzen und in Zeiten, in denen weniger zu tun ist, sich dem widmen, was Körper und Seele an Pflege brauchen.
Ganz anders geht Orpheus mit dem Verlust seiner Frau Eurydike um. Er setzt seinen Kopf durch, dreht sich nach ihr um, als sie den Hades verlässt, und verliert sie für immer.
Wir leben in einer Welt, deren Credo: “Fortschritt” heißt.
Auch Abstieg ist Fortschritt- aktuell hoffentlich in Bezug auf Solidarität, Empathie und geistige Besinnung.
Was dagegen ein Irrglaube ist, zu meinen, Wachstum wären keine Grenzen gesetzt.
Nicht mal der Himalaya kann höher wachsen als bisher. Die Schwerkraft würde ihn ins Erdinnere befördern.
Im Traum trockneten meine Füße wieder- auch die Menschheit wird wieder trockenen Boden unter die Fußsohlen bekommen. Reich an Erkenntnissen, wie wir zukünftig Natur und Technik, Wirtschaft und Sozialem gerecht werden können. Der Boden braucht Dünger.
Dem einzelnen bleibt die Hoffnung und von seinen Überschüssen abzugeben: Sei es nun Klopapier für Pflegepersonal, das stets vor leeren Regalen steht, sei es ein Lächeln für die, die uns verbissen entgegen kommen, sei es ein derber Witz für den Pfarrer, und ein fröhliches “guten Morgen” für den Mann in der gelben Weste vor dem Supermarkt.
Ich werde weiter Masken nähen- meine Vorräte an Windeln und alten Bettbezügen dezimieren- und sie denen in die Hand drücken, die sie wollen.
Meine Mutter und meine Tochter haben bereits Bedarf angemeldet.
Für meinen Söhne heb ich ein paar auf.
Bleiben Sie anständig!
Wollen Sie mehr zur Bewältigung unsicherer Zeiten tun, kontaktieren Sie mich oder besuchen Sie meine Veranstaltungen an der VHS Karlsruhe
Und hier der Link zur Nähanleitung;
http://feuerwehr-essen.com/files/mns_naehanleitung_2020.pdf